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Urban Movement

Wie fließen Bewegungen auf Steinen?

Wenn ich mich bewusst bewege, geht es mir hinterher besser. Im Alltag bin ich oft in Gedanken und achte wenig auf meine Bewegungen. Ich finde Ausflüchte, um Bewegungen zu vermeiden. Ich rede mir ein, dass ich mich ja gern bewegen würde, wenn ich nur einen schönen großen Raum mit einem guten Boden hätte oder wenn ganz in der Nähe eine schöne Rasenfläche im Sonnenschein wäre. Tatsächlich kann ich mich überall bewegen, in meiner Küche genauso wie an jedem beliebigen Ort in der Stadt. Und das ist kein Nachteil gegenüber Bewegungen in Tanzräumen oder auf gepflegten Rasenflächen. Im Gegenteil: an vielen Orten lassen sich neue und interessante Bewegungen entdecken und erforschen. Nicht im Tanzraum, nur in der Stadt kann ich spüren, wie meine Bewegungen auf Steinen fließen.

Wie schmeckt die Situation zwischen Gebäuden?

Was ist los, draußen zwischen den Gebäuden? In einem ganz allgemeinen Sinne lässt sich das, was wir jederzeit an jedem Ort erleben, als Situation erfassen. Situationen entstehen durch die Interaktion zwischen Personen und ihren Umgebungen. Denkt an eine Party: Die Situation mit Musik, Essen und Gleichgesinnten prägt unser Verhalten, zugleich gestalten wir die Party permanent mit. Dies passiert auch, wenn wir uns frei bewegen: viele unterschiedliche Schichten der Situation wirken auf uns, zugleich reagieren wir darauf (bewusst und unbewusst) und beinflussen andere Personen. Die Situation wirkt nicht nur auf unsere Sinne, sie beeinflusst auch unsere Gedanken und Konzepte sowie unsere Stimmungen und Gefühle.

Im Wechselspiel zwischen Wahrnehmung und Reaktion können wir Schicht für Schicht viele unterschiedliche Aspekte der Situation erschließen, jeweils individuell für uns selbst. Wir bewegen uns für uns selbst, aber wir sind nicht allein (auch dies ist ein Aspekt der Situation). Wir wissen nicht, wie ein bestimmtes Essen für andere Menschen schmeckt. Ebenso wissen wir nicht, wie die Bewegungssituation für andere schmeckt, aber wir können uns darüber austauschen und gemeinsam spekulieren, wie Passanten es wahrnehmen, wenn sie in der Stadt eine bunte Truppe tanzender Menschen bemerken.

Wie spricht unser Körper mit der Stadt?

Die unterschiedlichen Aspekte der Situation bieten für meinen Körper viele Kontaktflächen. Ich betrachte den Körper als einen Prozess, in dem physiologische Vorgänge, mentale Prozesse und emotionale Aspekte parallel auftreten, sich gegenseitig beeinflussen und fortlaufend mit der Umwelt interagieren. „Feel your body“ ist mein Ausgangspunkt in meinem Gespräch mit der Stadt. Ich versuche, das zu tun, was meinem Körper guttut – in allen Aspekten. Ich bewege meine Muskeln und Gelenken, entspanne meine Gedanken und Bewertungen und erspüre und folge meinen Gefühlen. Schicht für Schicht tauchen unterschiedliche Aspekte der Situation auf und wirken auf mich. Daraus gestalten sich meine Bewegungen, indem ich aufgreife, was ich wahrnehme – manches bewusst, vieles unbewusst. Mein Körper spricht in seinen Bewegungen aus diesem Kontakt zur Situation heraus, dem Kontakt zu mir, zur Gruppe und zur Umgebung. So entwickelt sich bei mir ein Körperverständnis von dem, was ist.